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800 Jahre Deesen - Die "Haiderbächer Heimatbühne" präsentiert:

"Schinnerhannes - de rheinisch Räuwerschelm"

Schauspiel von Wilhelm Reuter

Spieltermine am "Linnebersch" in Deesen: 17., 18. und 19. August 2018



Freilichtspiele am Lindenberg in Deesen - August 2018

„Schinnerhannes – de rheinisch Räuwerschelm“


Anlässlich des Jubiläums „800 Jahre Deesen“ und 81 Jahre nach den Schinnerhannes-Spielen am Wittgerter Waldrand wird in Freilichtaufführungen der legendäre Räuberhauptmann „Schinderhannes“ auf die Westerwälder Bühne zurückkehren!
Es hat sich eine über 30-köpfige Spielschar aus den Haiderbach-Gemeinden zusammengefunden, um hier die Tradition des Freilichttheaters fortzuführen. Das 4-aktige Stück wird vor der Kulisse des ehemaligen Jugendheimes in Deesen 3-mal vor jeweils über 400 Zuschauern dargeboten werden können. Auf der imposanten Bühne werden die Laienschauspieler/innen ihr Bestes geben.

Spielort
Auf dem Lindenberg, Deesen

Termine
Freitag, 17. August 2018, 16.00 Uhr
Samstag, 18. August 2018, 16.00 Uhr
Sonntag, 19. August 2018, 14.00 Uhr

Kartenvorverkauf
21. Mai 2018
17. Juni 2018

Der wahre „Schinderhannes“
Dieser wurde als Johannes Bückler 1779 wahrscheinlich im Taunus bei Nastätten in einer bäuerlichen Familie, die sich von Tagelohn, Viehverwertung und Knechtsarbeit ernährte, geboren. Um 1795 begann er seine kriminelle Karriere nach einer Lehre als Abdecker, als „Schinder“. Vieh- und Pferdediebstähle, Erpressung, Einbrüche mit Spießgesellen sowie Beteiligung an Totschlag und Mord wurden ihm nachgewiesen; insgesamt 130 Straftaten zusammen mit einer wechselnden Bande von 95 Tätern oder Tatverdächtigen.
Aus einer Gefangenschaft im Turm zu Simmern entkam er. 1802 erfolgten seine Festnahme sowie die Auslieferung nach Mainz. Vom französischen Tribunal zum Tode verurteilt, wurde er am 21.11.1803 mit 19 Mittätern am heutigen Stadtpark in Mainz durchs Fallbeil hingerichtet.

Der literarische „Schinderhannes“
Wie Carl Zuckmayer 1927 befasste sich auch der Pfarrer und Mundartdichter Wilhelm Reuter mit der Person des sogenannten „Schinderhannes“, der im Westerwald, Hunsrück und Taunus seinerzeit sein Unwesen trieb.
Wilhelm Reuter wurde am 19. April 1888 zu Prath (VG Loreley) geboren. Er starb am 13. August 1948 in Dernbach bei Montabaur.
1929 wurde sein Stück „Schinnerhannes – de rheinisch Räuwerschelm“ in Vockenhausen im heutigen Main-Taunus_Kreis von über 40000 Zuschauern besucht.
Die Theaterbegeisterung und das erfolgreiche Stück brachte Reuter an seine neue Pfarrstelle mit, die er am 1. August 1935 in Breitenau antrat. Die Pfarrei Breitenau umfasste früher die Ortschaften Breitenau, Deesen, Hirzen, Oberhaid und Wittgert. Vom Volksmund wird dieser Bezirk „Haiderbach“ genannt. Dort initiierte der Pastor mehrere Theateraufführungen, deren Erlös er sozialen und kirchlichen Aufgaben zukommen ließ. Und nur 2 Jahre nach Amtsantritt schon hatte der dichtende Pfarrer den „Schinnerhannes“ 12 mal im Sommer in Wittgert auf die Bühne gebracht.

Hier eine Gesamtschau der Reuter-Stücke auf der Haiderbach:

1937 „Schinnerhannes, de rheinisch Räuwerschelm“ (Wittgert; am Waldrand)
1946 „Dat Ammieche von de Goldbachmill“ (Saalbau Kern, Deesen)
1947 „Die Harebouwe“ (Am „Linnebersch“, Deesen)
1948 „Der Märzminister“ (Am „Linnebersch“, Deesen)
1949 „Genoveva“ (Am „Linnebersch“, Deesen)
2015 „Tod oder Leben“ (ehem. Pfarrgarten, Breitenau)

Das musikalische Korsett bei den Freilichtspielen liefert ein kleines Bläser-Ensemble unter der Leitung von Christoph Zirfas.
Modernste Beschallungstechnik wird den Akteuren auf der ca. 20 m x 10 m großen Spielfläche zu professionellem Ton verhelfen. Umrahmt wird die naturbelassene Szenerie von einem großen Eichenwald-Bestand, an dessen Fuß sich seinerzeit schon die „Harebouwe“ dem Richter stellen mussten.
Johannes Bückler, der „Schinderhannes“, wird Mühe haben, sich mit seinen Räubern um Fetzer, Jonas, Benzel, Butla, Roter Fink u.a. der französischen Gendarmerie zu entziehen, bevor ihn schließlich das Fallbeil des Henkers, diesmal in Deesen, trifft.

Stand: 24. April 2018

Die historische Figur des "Schinderhannes":

Ein verbrecherischer Abdeckerssohn




"Schinderhannes"

(Gemälde)

Johannes Bückler

(genannt „Schinderhannes“)

geb. in Miehlen bei Nastätten im Taunus

1779 – 1803
Zur Person:

Gelernter Abdecker (Schinder)
Krimineller
130 nachgewiesene Straftaten
Überfiel Arm und Reich
Hinrichtung in Mainz am 21.11.1803 (24-jährig)
Zeitgenössischer Hintergrund:

Kriegszustände seit der fr. Revolution (1789 – 1799)
linke Rheinseite (mit Mainz) französisch
Brutalität im Alltag, Räuberbanden
Napoleon erklärte ihn zum Staatsfeind

Die literarische Figur:


Räuberhauptmann in den Schauspielen von

Carl Zuckmayer ("Schinderhannes" / 1927)

und Wilhelm Reuter ("Schinnerhannes - de rheinisch Räuwerschelm" / 1928)

Cover des Textheftes

1930

INHALT des Stückes

Schinderhannes entkommt aus dem Gefängnis. Er wird Räuberhauptmann, gibt sich als Hausierer aus, stiehlt und überfällt einen Bauern. Der kommt dabei zu Tode. Millerfranz und Lompeliss werden seine ärgsten Feinde.

Nach seiner Räuberhochzeit mit Julchen Blasius verleihen seine Kumpane ihm den Ehrentitel „Johannes durch den Wald“. Bisweilen hilft er den Armen, überfällt aber auch Handelsleute.
Er wird zur Fahndung ausgeschrieben. Dreist tritt er als Bänkelsänger auf und verhöhnt die Obrigkeit.

Auf der Ruine des Raubschlosses Reichenstein hält er Hof. Ein zweiter seiner Gefährten sagt sich von ihm los.
Um die französischen Besatzer zu brüskieren, hält er kurzzeitig eine ihrer Tänzerinnen fest.
In letzter Sekunde entgeht er einem Giftanschlag. Die Intrigantin Lompeliss selbst stirbt an dem mörderischen Trunk.
Schinderhannes schwant so langsam Böses, die Dinge laufen gegen ihn. Vor bewaffneten Bauern zieht er sich schließlich zurück.

Der Räuber hofft langfristig auf Begnadigung durch die Franzosen. Sein treuester Gefährte bleibt Dalheimer.

Als der Räuberhauptmann sich unter falschem Namen als Rekrut bei den kaiserlichen Truppen eingeschrieben hat, wird er von Millerfranz verraten. Dalheimer ersticht diesen Verräter.
Schließlich wird Schinderhannes verurteilt und hingerichtet. Die Begnadigung durch Napoleon kommt zu spät.